In der ersten Ortschaftsratssitzung im neuen Jahr in Litzelstetten stellte die IG Pfahlbau-Welterbe ihren Aktivitätenplan für das gesamte Jahr 2020 zur Debatte.. --> mehr
Seit mehreren Jahren engagiert sich innerhalb des Vereins „Bodanbürger“ (der nach seiner Auflösung als Bürgerinitiative fortgeführt wird) eine kleine, aber überaus quirlige Gruppe interessierter Einwohner Litzelstettens, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, die Fundstelle Krähenhorn in Litzelstetten als Teil des UNESCO-Weltkulturerbes „Prähistorische Pfahlbauten um die Alpen“ bekannt zu machen und die Zusammenarbeit mit anderen Fundorten von Pfahlbauresten aus der tiefen Vergangenheit öffentlichkeitswirksam voranzubringen. Nachdem man auch in den vergangenen Jahren in der Interessengemeinschaft (IG) „Welterbe“ wichtige Impulse gesetzt hat, konnte man für 2020 neue Aufgaben auf die Agenda heben – und präsentierte sie dem Litzelstetter Ortschaftsrat in dessen Sitzung vom 14. Januar 2020. Der ehemalige Vorsitzende des Vereins „Bodanbürger“, Wolfgang Flick, erläuterte in seinen Ausführungen, dass ein besonderer Meilenstein in der Darstellung Litzelstettens als einem Teil des Weltkulturerbes gelungen sei: Zwei weitere Vitrinen für das Foyer des Litzelstetter Rathauses konnten angeschafft werden, die den Modellen aus der Dingelsdorfer Pfahlbauausstellung entsprechen. Sie werden am 24. Januar 2020 um 17 Uhr eingeweiht – die Bevölkerung ist hierzu herzlich eingeladen. Auch das Landesamt für Denkmalpflege wird vertreten sein, das der Interessengemeinschaft stets mit großem Rat zur Seite steht. In der Litzelstetter Ausstellung werden u.a. die extra von Sammler Herbert Gieß neu ausgestattete Vitrine zum Thema „Steinaxt“ präsentiert. Ortschaftsrätin Karin Müller hat bei der Organisation und Bestückung tatkräftig geholfen.
Der Ortschaftsrat nahm zudem interessiert Kenntnis von den Plänen zur Realisierung eines Alpenreliefs als Blickfang zum Welterbethema. Der Standort vor dem Rathaus fand einhellig ein positives Votum des Gremiums. Für April 2020 wird mit der ersten Konzeptpräsentation gerechnet. Um Barrierefreiheit zu erreichen, soll es als Rundrelief angefertigt werden. Ein Modell aus Styropor könnte einen ersten Eindruck vermitteln. Letztlich ist dann ein großes, dreidimensionales Alpenrelief mit allen 111 Fundstätten geplant. Das Projekt wird nicht nur vom Landesamt in Hemmenhofen, sondern auch durch die Internationale Bodenseekonferenz (IBK) unterstützt und soll in Zusammenarbeit mit dem „Open Innovation Lab“ der HTWG Konstanz entstehen. Gegebenenfalls könnte es auch über die Grenzen hinweg als sogenanntes „Interreg“-Förderprojekt anerkannt und Ende Juni 2021 eingeweiht werden – zum 10. Jahrestag der Anerkennung der 111 Fundstätten als „UNESCO-Weltkulturerbe“.
Am 7. Juni 2020 soll anlässlich des deutschlandweiten „Tag des Welterbes“ eine Exkursion vor Ort dabei helfen, das weitere Vorgehen zur Umsetzung einer Informationsplattform am Litzelstetter Seeufer abzustimmen. Eine Platzierung im Wasser scheint aus naturschutzrechtlichen Gründen schwierig, dennoch könnte sie in einiger Entfernung zum Ufer rund um den Hasenwiesenweg positioniert werden. Mit einem Blick über den Überlinger See kann die Lage der Fundstätten verdeutlicht werden, was auch vom Landesamt für Denkmalpflege gutgeheißen wird. Ob sich der Standort dann auch als Teil eines „Pfahlbau-Welterbe-Wanderwegs“ und Abstecher des Premium-Wanderwegs „SeeGang“ installieren lässt, soll unter anderem bei dem Vor-Ort-Termin erörtert werden. Die Plattform am Seeufer könnte zudem einen Einblick und Informationen zur Fauna und Flora am See geben.
Zum „Tag des Offenen Denkmals“ wird am Sonntag, 13. September 2020 eine Darbietung von Bildern der Pfahlbau-Fundstätten in Litzelstetten aus der Luft organisiert. Die Aufnahmen werden mit Hilfe eines ortskundigen Facharchäologen vom Landesamt sowie dem Equipment und dem Video-Dreh eines Mitgliedes des Vereins für Flug- und Schiffsmodellbau in Konstanz (FSMC e.V.) realisiert. Der Veranstaltung kommt hohe Bedeutung zu, soll sie doch vom Landesamt für Denkmalpflege als besonderes Ereignis mit entsprechendem Rahmenprogramm zum „Tag des Offenen Denkmals“ beworben werden. Und für Oktober oder November ist der Jahresabschluss der IG mit einer hochkarätigen Podiumsdiskussion geplant: In Personalunion als Präsident des Landesamts für Denkmalpflege Baden-Württemberg und Direktor des Archäologischen Landesmuseums Konstanz und Projektleiter Pfahlbauwelterbe der Internationalen Bodenseekonferenz wird Prof. Claus Wolf nach Litzelstetten eingeladen, um über Bemühungen, Ergebnisse, Erfahrungen und Erkenntnisse bei der öffentlichen Vermittlung des UNESCO-Welterbes „Prähistorische Pfahlbauten um die Alpen“ sprechen. Auf der Bühne werden auch weitere Akteure zum Pfahlbau-Welterbe vertreten sein. Wie Wolfgang Flick zusammenfasste, ist somit für jedes Quartal im Jahr 2020 ein Vorhaben geplant. Nach einem ruhigeren 2019 startet die IG Welterbe also durch – und das fand große Zustimmung beim Litzelstetter Ortschaftsrat…
Autoren: Dennis Riehle / Wolfgang Flick